Die häufigsten Fragen zum Milchmarkt

Was beeinflusst den Milchpreis? Wer vertritt die Molkereien? Was ist eigentlich „Heumilch“ oder „Weidemilch“?
In den FAQs finden Sie die häufigsten Fragen und Antworten zum Milchmarkt.

Milchpreis

  • Wer macht den "Milchpreis" in Deutschland?

    Der Milchpreis – ausbezahlt an den deutschen Milcherzeuger – betrug im Durchschnitt des Kalenderjahres 2023 45,3 Cent/kg, umgerechnet auf 4,0 Prozent Fett/3,4 Prozent Eiweiß. Im Zeitraum von Januar bis Dezember 2009 erhielten die deutschen Milchbauern z. B. im Durchschnitt 23,83 Cent/kg. Jede Molkerei hat aufgrund ihrer Struktur ihren »eigenen Milchpreis«, saisonal und regional schwankend. In genossenschaftlichen Molkereien wird er durch den Vorstand festgelegt, in der privaten Milchwirtschaft liegen Vertragsbedingungen vor. Der erzielte Milchpreis wird statistisch amtlich erfasst und veröffentlicht. Monatliche Werte der einzelnen Bundesländer findet man unter www.ble.de.

  • Warum gibt es keinen einheitlichen Milchpreis?

    Es gibt keine Einheitsmolkerei. Die Molkereien stellen unterschiedliche Produkte mit unterschiedlichen Erlösen her. Dies definiert die Auszahlungsleistung jeder einzelnen Molkerei. Außerdem unterscheiden sich die Anteile in den verschiedenen Absatzkanälen zwischen den verschiedenen Molkereien z. B. Lebensmitteleinzelhandel, Weiterverarbeitung, Export in andere Länder.

  • Ist der deutsche Milchpreis im internationalen Vergleich hoch oder niedrig?

    Der deutsche Milchpreis steht in der statistischen Mitte. Kleinere südliche Länder mit niedrigem Versorgungsgrad haben einen höheren Milchpreis, Länder mit hohem Exportanteil wie Irland liegen unter uns. Der deutsche Milchpreis ist ähnlich dem französischem.

  • Was beeinflusst den Milchpreis?

    Angebot und Nachfrage regeln den Preis, das gilt auch am Milchmarkt. Steigt der Preis für Milchprodukte, geht die Nachfrage zurück. Ein hoher Milchpreis fördert die Milchproduktion und Übermengen drücken dann auf den Markt. Auf der Nachfrageseite wirken hohe Produktpreise absatzdämpfend und verschlechtern die internationale Wettbewerbsposition. Niedrigere Milchpreise können zum „Bauernsterben“ führen, also dem Ausstieg einzelner Erzeuger aus der Milchproduktion.

  • Beeinflusst die EU den Milchpreis?

    Nur noch wenig und indirekt. Früher gab es eine umfangreiche Marktstützung im Inland sowie Exportförderung. Heute wird nur noch die »Schulmilch« gefördert. Durch relativ hohe Einfuhrzölle der EU wird jedoch der Milchpreis gesichert. Instrumente wie Zuschüsse beim Export von Molkereiprodukten sind verboten. Der Ankauf von Butter und Magermilchpulver zum sehr niedrigen Preis sichert bei Milchkrisen einen nur sehr kleinen Milchpreis. Die damals eingesetzten EU-Gelder wandern nun in Form von Flächenprämien direkt auf das Konto des Milcherzeugers.

  • Warum gibt es keinen Mindestpreis?

    Die landwirtschaftliche Marktordnung kennt keinen Mindestpreis für Milch. Der Milchmarkt wird gesteuert über Angebot und Nachfrage. Wollte man einen Mindestpreis festlegen, müsste das „Brüssel“ tun. Bei den unterschiedlichen Produktionskosten in Europa fiele die Festlegung eines Mindestpreises schwer.

  • Warum verkaufen die Milchbauern nicht gemeinsam zum höheren Preis?

    Viele Milcherzeuger verkaufen bereits gemeinsam. Sie schließen sich in Milcherzeugergemeinschaften (MEGs, EZGs, „Bayern MEG“) zusammen und verhandeln gemeinsam. Der Preis steigt jedoch dadurch nicht, es wird lediglich vereinfacht verhandelt. Auch die verhandelnden Molkereien können nur das auszahlen, was sie an Erlösen für die Milchprodukte am Markt erzielen können. Gemeinsamer Verkauf nennen Fachleute auch: Verkaufskontore bilden. Das Bundeskartellamt setzt diesen Plänen jedoch enge Grenzen.

  • Warum verkaufen die Molkereien nicht gemeinsam zum höheren Preis?

    Preisabsprachen sind verboten und jedes Unternehmen ist für sich selbst verantwortlich. Das schließt strukturelle Änderungen jedoch nicht aus. „Verkaufskontore“ könnten die verkaufte Menge bündeln, dem muss das Kartellamt aber zustimmen. Die Molkereien entscheiden selber, wer ihre Produkte anbietet und verkauft.

  • Welche Auszahlungskriterien beeinflussen den Milchpreis?

    Der Milchpreis bezeichnet das Entgelt (in Euro-Cent pro Kilogramm) des Milchverarbeiters an den Milchlieferanten. Dieser wird ab Hof auf Basis des Gehalts an Inhaltsstoffen (Fett, Eiweiß) und von Qualitätskriterien (Keimzahl, Zellzahl, Hemmstoffe, Gefrierpunkt) berechnet. Im Juni 2003 wurden für die EU tiefgreifende Reformen der Agrarmärkte – vor allem produktionsunabhängige Direktzahlungen an die Erzeuger – beschlossen. Im Milchbereich kürzte man die Interventionspreise für Butter und Magermilchpulver um 25 beziehungsweise 15 Prozent. Die Zahlungen für die Milcherzeuger, die die Einkommensverluste zum Teil ausgleichen sollen, sind künftig von der Produktion vollständig entkoppelt und an Umweltschutz- und Landschaftspflege-Kriterien („Greening“) gebunden. Außerdem wurden trotz Überschusslage weitere Milchlieferrechte ausgegeben, später dann die Milchquote abgeschafft.

  • Kann der Verbraucher helfen?

    Sicherlich kann der Verbraucher helfen. Schauen Sie auf die Packung und kaufen Sie deutsche Produkte. Wenn Sie nicht wissen, woher die Ware stammt, schauen Sie auf die Betriebe-/ Zulassungsnummer auf der Verpackung. Dort muss ein D stehen!

  • Viele Verbraucher sind doch bereit, einen höheren Preis zu akzeptieren!

    Das stimmt wohl, Käufer bei den Molkereien ist jedoch nicht der Verbraucher sondern der Lebensmitteleinzelhandel (LEH). Diese stehen im Wettbewerb untereinander und werben gerne über den niedrigen Preis. Der LEH ist in Deutschland hoch konzentriert, was das Kartellamt bereits 2014 feststellte. Keine Molkerei hat dieselbe Marktkraft wie einer der großen Spieler im LEH. Die Preise werden meist für 6 Monate im Voraus verhandelt, deshalb entsteht im Mai und November immer Pressewirbel.

  • Helfen "faire Produkte"?

    Die Bewegung „fair“ kommt eigentlich aus der Entwicklungshilfe. Fairer Kakao oder Kaffee sollen den Erzeugern in Afrika bessere Preise bieten. Faire Milch gibt es auch in Deutschland, der Marktanteil ist jedoch verschwindend gering. Die dort angelieferte Milch konnte nie vollständig zum höheren Preis vermarktet werden. Die Lieferanten für die „faire Milch“ wurden nie durchgehend „fair“ bezahlt.

  • Hilft "regionale" Milch?

    Viele Konzepte der freiwilligen Herkunftskennzeichnung existieren. Diese führen auch zu höheren Einnahmen der Händler. Der Effekt auf den Rohmilchpreis für den Milcherzeuger ist jedoch beschränkt. Der Großteil der deutschen Milchprodukte wird über „Handelsmarken“ vertrieben. Darüber hinaus bieten viele Milcherzeuger „ab Hof Verkauf“ an. Diese Mengen sind jedoch sehr gering.

  • Das neue „D-Kennzeichen“

    Die Zentrale Koordination Handel-Landwirtschaft (ZKHL) in Bonn wird ab Mitte 2024 eine „Deutschlandkennzeichnung“ im LEH anbieten. Bei Milcherzeugnissen heißt das: Gemolken, verarbeitet und verpackt in Deutschland. Der MIV sieht das kritisch. Deutschland ist ein Mittelstaat in Europa und die Warenströme im Binnenmarkt sind vielfältig. Eine Stärkung des Milchpreises sieht der MIV darin nicht.

  • Hilft der Kauf von "Bioprodukten"?

    „Bio“ besetzt eine kleine Nische in Deutschland. Nur knapp 4 Prozent der deutschen Milch sind bio, viele Bioerzeugnisse werden importiert. Der Milcherzeuger erhält einen Aufschlag von bis zu 20 Cent/Liter, hat aber auch enorme Kosten und Leistungsverluste. Auch die Verarbeitungskosten sind höher bei kleinen Chargen und getrennter Verarbeitung.

  • Was ist Volatilität?

    Unter Volatilität versteht man das Auf und Ab der Preise. Die Milchwirtschaft ist seit den letzten Agrarreformen besonders betroffen. Derzeit hat noch niemand eine Lösung des Problems gefunden.

  • Warum gibt es Warenterminbörsen?

    An Warenterminbörsen können Produkte auf Termin gekauft oder verkauft werden. In Deutschland macht das die EEX in Leipzig. Dort können neben Butter und Magermilchpulver auch Molkenpulver auf Termin gehandelt werden. Auch Rohmilchkontrakte können dort gehandelt werden. Daneben existieren Maklerfirmen, die die Absicherung OTC (Over the Counter) anbieten.

Milchquote

  • Wie bereitete sich Brüssel auf den Quotenausstieg vor?

    Die Kommission hatte weitere Erhöhungen der Milchquote vorgenommen, so dass diese langsam ihre produktionsbegrenzende Wirkung verlor. Damals beschlossen waren Erhöhungen von fünfmal ein Prozent ab 2009. Darüber hinaus gibt es ein finanziell stützendes Begleitprogramm. Im sogenannten „Milchpaket“ wurden zusätzliche Maßnahmen zur Stärkung der Marktstellung der Erzeuger beschlossen. Deutschland hat diese 2013 in nationales Recht umgesetzt und schärfte in 2016 nach: das Agrarmarktstrukturgesetz wurde angepasst. Nun sollen auch anerkannte Branchenverbände Beschlüsse durchsetzen können, die nicht von allen Landwirten oder Molkereien unterstützt werden. Die Fachleute nennen das „Allgemeinverbindlichkeit“.

  • Welche Wirkung hatte die "EU-Milchquote"?

    Die Milchquote war ein individuelles Produktionsrecht für Milch des einzelnen Landwirtes. Bis zu seiner Höchstgrenze durfte er – musste er aber nicht – Milch produzieren. Die Quote war somit die Produktionshöchstgrenze. Sie wurde vom EU-Ministerrat festgesetzt und wurde vom deutschen Zoll überwacht. Wer mehr produzierte, musste Strafe zahlen. Viele deutsche Milchbauern haben zusammen für 2014/15 insgesamt ca. 300 Mio. Euro Strafe zahlen müssen, weil sie die ihnen zur Verfügung stehende Quote überliefert hatten. Durch ein kompliziertes Verrechnungssystem von Über- und Unterlieferungen der einzelnen Milchquoten konnte es jedoch für einige Milcherzeuger lohnend sein, die zugeteilte Menge bewusst zu überschreiten und dafür die Strafabgabe zu bezahlen. Die Milchquote wurde zum 1. April 2015 ersatzlos gestrichen, das hatten das EU-Parlament und der Ministerrat bereits 2014 beschlossen. Milchquoten existieren noch in Kanada und Israel.

  • Was ist eine „Molkereiquote“?

    Der Begriff Molkereiquote ist rechtlich nicht definiert. Fachleute verstehen darunter ein Modell, bei dem die Molkerei – genossenschaftlich oder privat organisiert – ihr Milchaufkommen aktiv steuert.

    Je nach Größe und Produktsortiment kann eine Molkerei eine bestimmte Menge an Rohmilch in einem Zeitraum verarbeiten. Eine Planung der Milchmenge geschieht im Grunde heute schon in jeder Molkerei und ist definiert über die Anzahl der liefernden Landwirte multipliziert mit deren erwarteter Milchmenge. Besteht ein darüber hinaus höherer Bedarf an Rohmilch, so kann diese zusätzlich am freien Markt zugekauft werden.

    Steigt der Milchpreis, werden die zu erwartenden Milchmengen größer. Milcherzeuger stellen mehr Kühe auf, passen die Fütterung für eine höhere Milchproduktion an, investieren in neue Ställe oder übernehmen andere Höfe, die ihre Milchproduktion eingestellt haben.

    Doch die Märkte sind volatil. Denn fällt wieder der Milchpreis (ein Zeichen für eine ausreichende Versorgung am Milchmarkt), muss die Molkerei dennoch die erhöhten Milchmengen ihrer Vertragspartner/ Milcherzeuger aufnehmen. Findet sie keinen akzeptablen Absatz für ihre Produkte, muss die Molkerei ggf. sogar Rohmilch am Spotmarkt günstig verkaufen, was zu weiteren Marktdruck führen kann.

    Eine „Molkereiquote“ soll diesen Mechanismus beeinflussen: z. B. könnten Molkereigenossenschaften in ihren Satzungen/ Lieferbedingungen festlegen, dass in bestimmten Zeiträumen (je nach Marktsituation, Verarbeitungskapazität) nicht mehr Milch ggü. einem Referenzzeitraum geliefert werden darf bzw. in diesem Falle diese Mehrmengen beim Milchpreis mit Abschlägen „bestraft“ werden. Zusätzlich könnte man auch noch diejenigen Milcherzeuger mit höheren Milchpreisen „belohnen“, die gegenüber einem bestimmten Referenzzeitraum weniger anliefern.

    Es gibt viele Spielarten dieser Mengensteuerung, alle haben Vor- und Nachteile. Auf jeden Fall müssen sie von den Gremien der Molkerei zusammen mit ihren Milcherzeugern beschlossen werden.

  • Vor- und Nachteile einer „Molkereiquote“

    Gründe für die Einführung einer Molkereiquote wurden in der vorhergehenden Frage widergegeben. Molkereien dürfen Menge steuern, das erlaubt grundsätzlich das Gesetz. Kritiker werfen den Molkereien allerdings vor, mit Einführung einer Molkereiquote zu viel „Macht“ anzuhäufen. Sie schlagen deshalb vor, dass die Mengensteuerung „vor der Molkerei“ stattfinden soll. Auch das wäre gesetzlich möglich, hätte aber auch Nachteile.

    Mengensteuerung macht nur Sinn, wenn dadurch das Einkommen der Landwirte und/ oder der Molkerei gesteigert wird. Das Einkommen der Landwirte wird entscheidend (neben den Futterkosten) durch den Milchpreis beeinflusst. Steuert nun eine Molkerei oder eine Erzeugergemeinschaft die Milchmenge nach unten, wird das Ziel nur erreicht, wenn alle Partner am EU-Markt gleiches oder ähnliches tun und der Milchpreis steigt.

    Eben das ist aber nicht gegeben: Es gibt Länder wie Irland, Niederlande oder Polen, die erhebliche Milchmengen auch bei niedrigem Milchpreis auf den Markt bringen. Schränkt sich also die eine Molkerei mit Mengensteuerung ein, drehen die Nachbarn den Milchhahn vielleicht noch weiter auf. Das gilt eben nicht nur für den Nachbarstaat, das kann auch für die Nachbarmolkerei gelten, die ein solches Instrument einer „Molkereiquote“ freiwillig nicht implementiert.

    Bei Einführung einer „Molkereiquote“ oder „Erzeugerquote“ muss insbesondere auch entschieden werden, wie der einzelne Milcherzeuger zu behandeln ist. Es bedarf neuer Regeln und da wird es schwierig. Dazu ein paar Beispiele:

    Ein Milcherzeuger hat gerade investiert. Nun wird er sich in der Milchproduktion nicht einschränken lassen wollen. Wird aber seine „neue Milchmenge“ mit seiner „alten Milchmenge des Vorjahres“ verglichen, wird er immer als der „Sünder“ abgestempelt und mit niedrigeren Milchpreisen „bestraft“. Seine Kalkulation für die Investition geht nicht auf, die finanzierende Bank wird das hinterfragen. Aber ist der investierende Landwirt nicht gerade der Landwirt mit Zukunft?

    Wie wird ein Landwirt reagieren, wenn er beispielsweise zwei Molkereien als Vertragspartner oder auch zwei Standorte zur Milchproduktion hat? Er wird wahrscheinlich dort weniger produzieren, wo die Reglementierung gilt und, so lange es für ihn rentabel ist, mehr Milch auf dem zweiten Weg absetzen.

    Die Kosten der Milchproduktion unterscheiden sich zwischen den Milcherzeugern deutlich. Es gibt sehr gute und auch weniger gute Betriebe. Durch eine „Molkereiquote“ wird nicht unbedingt der fähige Milcherzeuger gefördert, der seine Milchproduktion und Tierhaltung, Futteranbau und Kosten im Griff hat. Betriebswirtschaftliche Entscheidungen erhalten eine deutlich stärkere Abhängigkeit gegenüber dem regulierenden Abnehmer.

    Fazit: Man kann Milchmenge mit hohem bürokratischem Aufwand in der Molkerei oder Erzeugergemeinschaft steuern. Ob der erhoffte Effekt damit erreicht wird, bleibt fraglich, da es eben kein staatliches Durchgriffsrecht und Reglementierung mehr gibt, wie in der Vergangenheit bei der Superabgabe der Milchquotenregelung. Die EU hatte von 1984 bis 2015 nämlich mit der Milchquote lange versucht, die Milchmengen in der gesamten EU staatlich zu steuern. Auch das hat nicht funktioniert, es gab immer hohe und niedrige Milchpreise. Schlupflöcher bei den Regelungen wurden durch findige Personen immer gesucht und gefunden.

    Erschwerend kommt hinzu: Brüssel verhandelt gerade mit vielen Ländern dieser Erde Freihandelsabkommen. Würde dann in Zukunft versucht werden, in Deutschland bessere Preise über Mengensteuerung zu erreichen, würde in Folge dessen mehr Ware in die EU geleitet. Hier liegt ein klarer Zielkonflikt.

  • Wie funktionierte die Milchquote?

    Die Milchquote lief 2015 aus und wurde ersatzlos abgeschafft. Theoretisch kann jede Molkerei eine eigene Produktionsbegrenzung vereinbaren, dazu braucht sie jedoch die Zustimmung der angeschlossenen Milcherzeuger. Weltweit wendet nur noch Kanada und Israel ein Quotensystem an. Alle wichtigen Wettbewerber auf dem Weltmarkt wie Neuseeland, USA oder Australien haben liberale Märkte. Die Kommission hat 2016 Sondermaßnahmen erlassen, wonach zugelassenen „Agrarorganisationen“ freiwillig und gemeinsam über Mengenbeschränkungen für die Milchproduktion sprechen können (=Ausnahme vom Kartellrecht). Derzeit wendet das jedoch niemand an. In 2016/17 lief ein Beihilfeprogramm in Brüssel, so dass nur derjenige Landwirt eine Zusatzhilfe erhält, der nachweisen kann, dass er die Milchproduktion eingeschränkt hatte. Wissenschaftler sehen den Vorschlag als kritisch und sehr bürokratisch an.

  • Gibt es noch "Milchseen" und "Butterberge"?

    Die Lagerbestände von Butter und Milch/Milchprodukten in staatlicher Hand sind seit Jahresbeginn 2019 abgebaut. Durch die schwierige Marktlage hatte die EU-Kommission Magermilchpulver angekauft. Der Ankauf wurde zum staatlich garantierten Mindestpreis durchgeführt, entspricht leider aber nur 20 Cent/kg Auszahlungsleistung der Molkereien. Anträge zur Anhebung wurden von der Kommission zuletzt 2015 abgelehnt. Anfang 2016 und 2017 mussten im Rahmen der Stützungsmaßnahmen wieder Milchpulvermengen angekauft werden.

  • Warum wurde trotz Überschüssen die Quote erhöht?

    Aufgrund des knappen Milchangebotes im Herbst 2007 forderten viele EU-Mitgliedstaaten mehr Milchquoten. Die deutsche Bundesregierung, der Deutsche Bauernverband und auch die deutsche Milchindustrie waren gegen die Quotenerhöhung von 2,5 Prozent für 2007 und ff. Im EU-Ministerrat fand sich jedoch eine große Mehrheit für den Vorschlag der Kommission. Länder mit mehr »Milchhunger« konnten sich damit mehrheitlich durchsetzen.

  • Hatte die Quote einen Wert?

    Ja, jedes knappe Gut hat einen Wert. Die Milchquote konnte an speziellen Börsen gehandelt werden. Ein Kilogramm Milchquote (gleich Lieferrecht) kostete an den Quotenbörsen zwischen Null und zwanzig Cent. Wollte der Erzeuger eine Kuh mehr im Stall melken, musste er also erst einmal in ca. 8.000 kg Jahresquote gleich 1000 Euro investieren. Die Milchproduktion war in Deutschland durch die Quotenkosten durchschnittlich mit ca. 4 Cent/kg belastet. Nutznießer waren die „Aussteiger“, Leidtragende die „aktiven Milcherzeuger“. Und dementsprechend verlaufen auch die Diskussionslinien.

  • Was ist ein "Sofamelker"?

    Umgangssprachlich bezeichnete man damit ehemalige Milcherzeuger, die ihr Produktionsrecht (Milchquote) an aktive Landwirte verkauft haben. Der beim Verkauf erlöste Gewinn bringt nachhaltig eine Rendite für solche ehemaligen Milcherzeuger, ohne dass diese selbst noch produzieren. Man sitzt also „auf dem Sofa“.

Milcherzeugung / Milcherzeuger

  • Wer vertritt eigentlich die Milcherzeuger?

    Zunächst vertritt sich der einzelne Milcherzeuger als Unternehmer selber. Eine Zwangsmitgliedschaft in Vereinen oder Verbänden gibt es nicht. Der größte Teil der Milcherzeuger ist jedoch im Deutschen Bauernverband (DBV) Mitglied. Dort existieren Kreis-, Landes- und der Bundesverband mit seinem Milchausschuss. Ein kleiner Teil der Milcherzeuger ist Mitglied im BDM, dem Bundesverband der Milchviehhalter. Teilweise sind es Doppelmitgliedschaften. In den letzten Jahren gewann „Land schafft Verbindung“ eine höhere politische Bedeutung.

  • Sterben die Milcherzeuger aus?

    Nein, altersbedingt steigen ca. 3-5 Prozent aller Milcherzeuger jedes Jahr aus der Produktion aus. Derzeit halten noch ca. 52.000 Milcherzeuger in Deutschland 3,8 Mio. Kühe (November 2023). Die ausscheidenden Landwirte fanden in der Vergangenheit immer Abnehmer für ihren Hof. Der Strukturwandel beschleunigt sich immer, wenn die Milchpreise schlecht sind. Wissenschaftler schätzen die Zahl der notwendigen Milcherzeugerbetriebe auf nur 30.000! Zum Vergleich: 1950 hatten wir in Deutschland noch 1,4 Mio. Milchviehhalter, ein enormer Strukturwandel fand statt.

  • Wie ist die Zukunft der deutschen Milcherzeuger?

    Eigentlich gut! Experten gehen davon aus, dass die Nachfrage im Ausland schneller wächst als das Angebot. Dies schließt aber Preistäler wie 2015/16 nicht aus. Die Märkte bleiben volatil. Höchste Preise der deutschen Nachkriegsgeschichte verzeichnete man in 2022 und 2023.

  • Warum wird zu viel Milch produziert?

    Bei attraktiven Preisen steigt die Milchproduktion. Wenn dann die Nachfrage, z. B. in Folge des schlechten Dollarkurses, am Weltmarkt sinkt, kann die produzierte Milch nicht mehr abgesetzt werden. Der Preis sinkt. Einige Milcherzeuger versuchen nun durch eine erhöhte Milchproduktion, genauso viel Geld jeden Monat zu verdienen wie zu den Zeiten mit guten Preisen. Durch dieses „inverse“ Angebotsverhalten helfen sie vielleicht ihrem eigenen Betrieb, verschlechtern aber die Aussicht auf eine schnelle Besserung für die Gesamtbranche.

  • Was kann man gegen "zu viel Milch" tun?

    Es gibt unterschiedliche Ansätze. Zunächst könnten die Erzeuger weniger produzieren. Oder die Molkereien müssten den Preis so weit senken, dass weniger angeliefert wird. Auch kann man sich theoretisch eine vertragliche Gestaltung zwischen Einzelmolkerei und Erzeuger vorstellen, so dass dessen Milchproduktion begrenzt wird. In Frankreich werden A- und B-Preismodelle angewendet. Den „Normalpreis“ gibt es für eine Garantiemenge, wer mehr produziert kriegt nur den kleineren B-Preis.

  • Was ist eigentlich "Alpenmilch"?

    Der Begriff „Alpen“ ist in Zusammenarbeit mit der bayerischen Landesregierung seit vielen Jahren klar geregelt. Nur in der festgelegten Region erzeugte Milch darf diesen Namen tragen und erhält einen etwas besseren Preis. Davon zu unterscheiden ist das „Bergerzeugnis“, dort gibt es EU-Definitionen.

  • Was ist eigentlich „Heumilch“ oder „Weidemilch“?

    Bei der Heumilchdefinition wird auf eine gesonderte Fütterung (Heu/Gras) geachtet. Die daraus hergestellten Produkte erzielen bessere Preise bei allerdings auch höheren Kosten. Die EU-hat hierzu auf Antrag Österreichs Regeln erlassen. Ähnlich wie bei Heumilch werden bei „Weidemilch“ spezielle Anforderungen erfüllt. Z. B. sollen die Tiere an mindestens 120 Tagen je 6 Stunden auf der Weide stehen (wenn es das Wetter zulässt). Auch Weidemilch erzielt einen besseren Preis bei allerdings höheren Kosten. Bei Weidemilch plant der deutsche Gesetzgeber noch strengere Regelungen.

  • Wie hoch sind die Kosten der Milchproduktion?

    Das weiß niemand und ist auf jedem Hof unterschiedlich. Es hängt vom Geschick des Landwirtes und seiner Familie ab, orientiert sich stark an den Kosten für Futtermittel etc. Ist das Land im Eigentum oder nur gepachtet, wie sieht der Pachtmarkt aus? Experten schätzen die Produktionskosten zwischen 30 und 45 Cent/Liter, unterschiedlich auch nach Regionen und Können der Milcherzeuger.

Milchproduktion / Milchverarbeitung / Molkereien

  • Wer vertritt die Molkereien?

    Auch hier gilt: Das Unternehmen vertritt sich selbst. Die Molkereien sind freiwillig Mitglied im Milchindustrie-Verband (MIV), die genossenschaftlichen Unternehmen zusätzlich im Deutschen Raiffeisen-Verband (DRV) oder in den regionalen Privatverbänden. Der „Biosektor“ hat seine eigene Vertretung und Vermarktungsorganisationen.

  • Nimmt die Molkerei alle Milch ab?

    Bisher ja! Gerade genossenschaftliche Molkereien müssen die ihnen angediente Milch aufkaufen auch bei schwachen Märkten. Aber auch private Molkereien kaufen alles an. Nach Satzung herrscht „Andienungspflicht“. Diese wird seitens des Kartellamtes kritisch hinterfragt. Andererseits besteht aber auch die Abnahmeverpflichtung der Molkerei. Der Landwirt ist sich also sicher, dass seine Milch auch abgeholt wird. Dies kann gerade in Zeiten schwieriger Märkte Sicherheit geben. Kritiker fordern „Mengenverträge“ auch in Genossenschaften. D.h. Die Molkerei soll dem Landwirt nur diejenige Menge zum festen Preis abkaufen, die sie vorher auch beim Handel kontrahiert hatte bzw. in Warentermingeschäften abgesichert hatte. Mehrmengen sollen dann nur mit einem sehr kleinen „B-Preis“ angenommen werden.

  • Ist die Milchproduktion eigentlich nachhaltig?

    Die deutsche Milchwirtschaft ist nachhaltig. Umfangreiche Untersuchungen haben das nachgewiesen. Große Unternehmen wenden bereits „Nachhaltigkeitsprogramme“ an („Milkmaster“, Arlagarden“ etc.). Im Rahmen des QM e.V. wurde seit 2015 ein allgemeines Nachhaltigkeitsprogramm für alle Molkereien mit dem Thünen-Institut entwickelt und ist in Anwendung.

  • Warum sind "gentechnikfreie" Produkte etwas teurer?

    Das Milcherzeugnis als solches wird immer ohne Veränderung der Genstruktur ausgeliefert. Gentechnikfreie Milch kann von konventionell hergestellter Milch nicht unterschieden werden. Lediglich die Futtermittel sind „gentechnikfrei“ und damit etwas teurer. Auch die Verarbeitung erfolgt getrennt und erzeugt höhere Kosten. Die Anzahl an Produkten „ohne Gentechnik“ nimmt aber ab, gerade im Export.

  • Wer schützt die Milchnamen

    Die Verkehrsbezeichnungen für Milch, Butter, Käse und Co sind weltweit geschützt. Vegane Produkte können deshalb keine traditionellen Begriffe wie Milch, Butter etc. verwenden. Dafür sorgt die Lebensmittelüberwachung Deutschland, teilweise mit Hilfe von Urteilen („Tofubutter“ ist verboten, „Sojamilch“ auch).

Ernährung und Gesundheit

  • Kann der Coronavirus (COVID-19) durch Milch übertragen werden?

    Nach Informationen der EFSA (Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit) und führender nationaler Stellen (BfR Bundesamt für Risikobewertung, RKI Robert Koch-Institut) gibt es derzeit keine Hinweise darauf, dass Lebensmittel eine wahrscheinliche Quelle oder einen Übertragungsweg des Coronavirus darstellen (EFSA, 9.3.2020). Milch und Milchprodukte sind daher unbedenklich.

  • Gibt es Glyphosat in Milch?

    Nein, bei mehreren hundert Untersuchungen des Milchindustrie-Verbandes und seiner Mitglieder wurde kein Glyphosat in Milch und Milchprodukten festgestellt. Die Untersuchungen wurden mit einem akkreditierten Verfahren (LC-MS/MS) durchgeführt. Das Untersuchungsverfahren entspricht dem aktuellen technischen und wissenschaftlichen Stand. Die Anforderungen der Rückstands-HöchstmengenVO (EG) 396/2005 werden erfüllt. Ein Übergang von Glyphosat aus Futtermitteln in die Milch von Kühen wurde bisher nicht nachgewiesen (BfR 2016).

  • Wird Phosphor in Lebensmitteln eingesetzt?

    Phosphor ist ein wichtiger Mineralstoff in der menschlichen Ernährung. Er kommt natürlicherweise in vielen Lebensmitteln vor. Phosphor bzw. Phosphate können Lebensmitteln bei der Produktion auch zugegeben werden. Die höchstzulässigen Werte richten sich nach Zusatzstoffzulassungsverordnung bzw. nach strengem EU-Recht. Phosphate werden z. B. eingesetzt bei der Herstellung von Wurst, Käse oder Softdrinks. Sie sind kennzeichnungspflichtig und damit für den mündigen Verbraucher auch leicht zu erkennen.

  • Sind Milchprodukte "vegan oder vegetarisch"?

    Milchprodukte sind nie vegan, können aber vegetarisch sein. Lebensmittel aus Vegan-Märkten tragen häufig Namen von Milchprodukten, das ist aber verboten und wird bestraft. Milchprodukte können vegetarisch sein, wenn keine Verwendung von Fleischbestandteilen stattfindet und z. B. auf die Verwendung tierischen Labs (Enzym) verzichtet wird.

  • Stören Salmonellen in Futtermitteln?

    Salmonellen sind immer unerwünscht und meldepflichtig. Vor der Verarbeitung von Milch wird diese jedoch pasteurisiert. Sollten also Salmonellen in Rohmilch vorkommen, werden diese abgetötet. Milchprodukte sind sicher!

  • Ist A2-Milch gesünder?

    Es wird immer wieder behauptet, dass A2-Milch für manche Menschen (z. B. mit Laktoseintoleranz) bekömmlicher sei. Das Max-Rubner-Institut hat jedoch festgestellt, dass A2-Milch nicht verträglicher ist und sich auch der Laktosegehalt in keiner Weise von der A1-Milch unterscheidet.

  • Nutri-Score, was ist das?

    „Nutri-Score“ ist rechtlich gesehen eine Marke, die der französischen Republik gehört. Dahinter verbirgt sich ein farbliches Schema zur Bewertung von Lebensmitteln („Ampel“). Die angeblich „Guten“ bekommen ein Grün, die angeblich „Schlechten“ ein Rot. Dahinter steckt ein kompliziertes Regelwerk, welches in Frankreich entwickelt wurde. Nutri-Score wird von der Milchwirtschaft kritisch gesehen. Warum z. B. gibt es für eine „Cola light“ ein grünes Zeichen und für die fettarme Milch eine schlechte Bewertung?

  • Was ist „Labormilch“?

    Diese Milch gibt es nicht. Man versteht allerdings ein Produkt darunter, welches chemisch/biologisch ähnliche Eigenschaften wie Milch hat, jedoch nicht aus dem Euter stammt. Es wird technisch im „Labor“ gewonnen. Die Namen der Milcherzeugnisse sind geschützt und schließen die Verarbeitung von „Labormilch“ aus.

Politik und Märkte

  • Warum steigen die Preise wegen des Ukrainekrieges?

    Die schrecklichen Geschehen rund um den Ukraine-Konflikt wirken indirekt auch auf die deutsche Milchwirtschaft. Zwar war die Ukraine kein großer Importeur von Milcherzeugnissen, dennoch sind die Folgen schwer übersehbar. Als erstes ist die Energieversorgung (Gas) auch der deutschen Molkereien bedroht. Dazu kommen Lieferengpässe bei Industrie und Düngemittel- sowie Futterhandel. Die Verbraucherpreise sind seit Beginn 2021 stark angestiegen, ein Ende ist nicht absehbar. Auch die Erzeugerpreise erreichen Rekordwerte, allerdings bei sehr hohen Produktionskosten. U. a. die hohen Kosten der Milchproduktion ließen in 2022 die Milcherzeugung sinken, nicht nur in Deutschland. Rohstoff wurde knapp und teuer, das spürt man deutlich bis an die Ladentheke.

  • Was ist der „Agrardialog“?

    Nach den Protesten der Landwirte Ende 2019 hat die Bundesregierung eine Zukunftskommission Landwirtschaft eingerichtet, die im Juli 2021 ihren Bericht übergab. Gleichzeitig bot der deutsche Handel den bäuerlichen Vertretern einen „Agrardialog“ an, der von der DLG moderiert wird. Eine Rechtsform besteht nicht, die Teilnahme erfolgte „auf Zuruf“. Im Dialog existiert ein Lenkungskreis sowie drei Arbeitsgruppen (Milch, Herkunft und Schwein). Der DBV nahm an den Gesprächen nicht teil. Mittlerweile wurden die Diskussionsrunden in die Zentrale Koordination Handel-Landwirtschaft e.V (ZKHL) Bonn überführt, an dem auch der MIV teilnimmt.

  • Wie wird der "Brexit" wirken?

    Die deutsche Milchwirtschaft ist kein Freund des Brexits. Das Königreich ist wichtiger Handelspartner auch bei Milchprodukten. Ein „harter Brexit“ hätte ungeahnte Folgen für den Milchmarkt. Insbesondere Irland wäre betroffen.

  • Hilft Export der Milchwirtschaft?

    Ohne Export ginge es nicht! Knapp 50 Prozent der deutschen Milch wird nicht in Deutschland konsumiert. Das meiste geht in die EU und ins Drittland nach China, Naher Osten oder USA. Deutschland exportiert in knapp 100 Länder! Ohne Export hätten wir nur die Hälfte der Milcherzeuger.

  • Wie wirkt der Russland-Boykott?

    Deutschland war einer der größten Lieferanten für Milch und Käse nach Russland. Bereits 2012 traten die ersten Betriebesperren von Molkereien seitens des russischen Veterinärdienstes in Kraft. Im August 2014 wurde dann die gesamte EU für den Export nach Russland gesperrt. Die Folgen waren zwar indirekter Natur, alle Länder müssen sich neue Absatzkanäle suchen. Dennoch fehlt für viele milchproduzierende Länder der Welt ein wichtiger Handelspartner und die Konkurrenz auf anderen Märkten ist groß.

  • Gibt es einen "Bulkmarkt" oder "Spotmarkt"?

    Ja, ca. 20 Prozent der angelieferten Milch wird an andere Molkereien verkauft. Diese bedienen sich spezialisierter Händler im In- und Ausland. Dazu gibt es Spotmärkte für Milchkonzentrate, Sahne oder Molke. Preise im Spotmarkt veröffentlicht jeweils freitags die www.molkereiindustrie.de.

  • Wozu gibt es Notierungen für Milchprodukte?

    Es besteht eine gesetzliche Verpflichtung aus Brüssel zur Preismitteilung. Preise für Magermilch-, Vollmilch und Molkenpulver sowie Butter und Käse werden an den Börsen in Kempten und Hannover wöchentlich festgestellt und veröffentlicht, z. B. bei www.milk.de.

  • Wer ist für oder gegen Mercosur?

    Mercosur ist ein Handelsabkommen der EU mit den südamerikanischen Staaten und sieht für viele Produkte den Freihandel („zollfrei“) vor. Insbesondere die Fleischproduzenten in der EU fürchten den neuen Wettbewerb, was auch nachvollziehbar ist. Im Milchsektor sieht das anders aus: Diese Staaten öffnen sich dem EU-Käsemarkt und schaffen so Entlastung auch für deutsche Milchbauern.

  • Was ist eine "Omnibus-Verordnung"?

    Sie umfasst Regelungen zur technischen Anpassung bestehender Verordnungen („Reparatur-Verordnung“). Leider wird sie auch genutzt, um politische Dinge durchzusetzen. Ein Beispiel sind die geplanten Regelungen zu Milchkaufverträgen (Artikel 148 der VO 1308/2013). Im Artikel 148 der Gemeinsamen Marktorganisation der EU steht zunächst, dass alle Milchkäufer (= Molkereien und Milchhändler) Rohmilch vom Erzeuger nur ankaufen dürfen, soweit schriftliche Verträge vorliegen. Dies stellt in Deutschland kein Problem dar. Der Artikel lässt den Mitgliedsstaaten aber noch eine Zusatzoption im Absatz 4: Der Staat kann dann vorschreiben, dass die Milch nur unter Angabe von Preis und Menge für mindestens sechs Monate angekauft werden darf. Die deutschen Molkereien sowie der Bauernverband lehnen diese Option ab. Eine Mehrheit der deutschen Bundesländer unterstützt jedoch diese Idee. Einige Bundesländer forderten bei Preiskrisen sogar eine „obligatorische und entschädigungslose Kürzung der Milchlieferrechte“.

  • Was ist eine Branchenorganisation?

    Branchenorganisationen sind im EU-Recht definiert. Sie umfassen mindestens zwei Sektoren, also z. B. Landwirtschaft und Industrie. Sie haben die Rechtsform eines Vereins. Diese Organisationen können u. U. allgemeinverbindliche Beschlüsse fassen. In Deutschland gibt es derzeit keine anerkannte Branchenorganisation in der Milchwirtschaft.

Tierwohl / Tierschutz

  • Ist "Massentierhaltung" die richtige Antwort?

    Die deutsche Milchviehhaltung ist mit 85 Kühen je Milcherzeugerbetrieb von bäuerlichen Strukturen geprägt. Auch größere Bestände sind dem Tierwohl besonders verpflichtet. Tiere in großen modernen Boxenlaufställen fühlen sich oft wohler als Tiere in Kleinstbeständen in alten Stallbauten.

  • Warum gibt es nicht mehr Tierschutz?

    Tierschutz/ Tierwohl sind zentrale Anliegen auch der deutschen Molkereiwirtschaft. Wir befinden uns in der Lebensmittelkette zwischen Milcherzeuger und Verbraucher. Die Milchindustrie wird ihre Kaufverträge schärfen und sich bei gravierenden Verstößen von Landwirten trennen. Des Weiteren fordern wir zusätzliche gesetzliche Regelung und Kontrolle. Nur so werden wir zufriedene Verbraucher halten und gewinnen.

    Der deutsche Handel hat in der Initiative Tierwohl (ITW) die www.haltungsform.de erfunden, die in 2021 ausgerollt worden ist, mittlerweile werden auch Milcherzeugnisse gekennzeichnet.

  • Was sind die „Haltungsformen"?

    Der deutsche Handel hat mit der Initiative Tierwohl in Bonn die „Haltungsformen“ entwickelt. Für jede Tierhaltung wurden fünf Stufen der Haltung definiert. Stufe eins ist der Standard, Stufe fünf soll „bio“ werden. Standardgeber wie der QM e.V. oder die DLG bieten Systeme der Kontrolle zur Einstufung in eine der fünf Stufen an. Eine entsprechende Kennzeichnung findet dann auf der Packung statt. Auch ausländische Anbieter können das deutsche System nutzen.

  • Wie geht es weiter mit der Anbindehaltung?

    Kühe werden seit Jahrtausenden in Ställen angebunden. Das soll nun durch ein deutsches Gesetz untersagt werden. Der Bundestag muss noch zustimmen. Es gibt eine Übergangsfrist von fünf Jahren. Gerade süddeutsche Betriebe wären vom Verbot betroffen.

Nachhaltigkeit / Klima / Umwelt

  • Ist die Kuh ein Klimakiller?

    Natürlich nicht! Kühe sind Lebewesen mit Wiederkäuermagen, der typischerweise Methan erzeugt. Methan gilt als klimaschädlich, weitaus schlimmer als Kohlendioxid. Was die wenigsten aber wissen: Dieses Methan wird in der Atmosphäre abgebaut zu CO2 und CO2 wird z. B. in den Futterpflanzen umgewandelt in Sauerstoff (Photosynthese). Somit wandert der Kohlenstoff zurück in den natürlichen Kreislauf und ist unschädlich.

  • Green Deal und die Milch

    Die neue EU-Kommission unter der Präsidentin van der Leyen hat in Brüssel ihren „Green Deal“ vorgestellt. Damit sollen in allen Politikbereichen Nachhaltigkeitskriterien eingefügt und überprüft werden. Für den Bereich der Lebensmittelwirtschaft wurde die „farm to fork“-Strategie ausgerufen. Dabei soll z.B. der Einsatz von Pflanzenschutz- und Düngemitteln reduziert sowie Treibhausgase eingespart werden. Die Kennzeichnung von Lebensmitteln soll weiter verschärft werden. Eine Mehrheit der Agrarminister der 27 EU-Staaten unterstützt den Ansatz, wenn auch bemerkt wird, dass die Wettbewerbsfähigkeit der Land- und Ernährungswirtschaft nicht eingeschränkt werden darf.

Stand: März 2024